Rückblick auf die Branchenveranstaltung der AKM 2022/23 am 20. Januar 2023
Alle drei Vortragenden hatten eines im Sinn: Den über 80 Gästen aus der Kindermedienbranche zu vermitteln, was sie wichtig und spannend finden, wenn es um die Präsentation des eigenen Projekts geht.
Der Schriftsteller und Drehbuchautor Mario Giordano machte den Auftakt und näherte sich der Frage über den Einstieg: dem Titel. Mit voller Hingabe nutze er im ersten Teil seines Vortrags die Annäherung über eine ironische Gebrauchsanweisung, er sprach davon, wie alle ihre Titel kunstvoll „verkacken“ könnten. Der Königsweg hier sei, auf jeden Fall zu langweilen. Wer sich nicht mit voller Energie und Lust dem Titel zuwende, könne es gleich lassen, denn der Titel und auch schon der Arbeitstitel seien zentral für ein Werk und sollten immer für das Schicksal und die Veränderung der Figur stehen. Am Ende standen aber auch bei Mario Giordano sieben ernstgemeinte Empfehlungen, die neben der richtigen Haltung, Arbeit und etwas Glück zu einem gelungenen Titel führen können:
- Macht euch nicht allein auf die Suche nach dem besten Titel
- Nehmt zwei Wörter und verbindet sie nach den Grundprinzipien des fantastischen Binoms von Gianni Rodari
- Nutzt die Kraft von Gegensätzlichkeiten
- Findet das perfekte magische Präfix, der eurem Titel den richtigen Twist gibt
- Lasst es lautmalerisch summen und brummen und poltern voll Onomapoetika
- Nutzt Wörter mit K (Die sollen lustig und schön sein)
- Verwendet rätselhafte Namen
Die Leidenschaft bei der Suche für den Titel, wünschte sich Karen Mitrega, Creatice Producerin und Kuratorin der German Animation Production Days, auch für das Verfassen von Pitches. Aber nicht nur beim Überlegen, was die beste Hook für das jeweilige Projekt ist (und auch das am besten in Reflexion mit einem kritischen Blick von außen), sondern auch für die formellen Aspekte der Bewerbung. Oft gäbe es eben nur die eine Chance und die besten Zutaten diese zu nutzen sind folgende:
- Nutzt Testleser*innen und externes Feedback bevor du die Bewerbung absendest. Vor allem: Ist alles verständlich?
- Schaut genau was die Adressat*innen machen und schneide die Bewerbung darauf zu
- Denkt daran, dass der 1. Eindruck zählt der Bewerbung zählt und ist am Ende die Eintrittskarte für ein Gespräch
- Macht alles mit Herzblut und Leidenschaft und Sorgfalt
Am Ende seines Impuls empfahl Julian van Dieken, u.a. Medien- und E-Learning Produzent, nur eines: Habt keine Angst! Er beschrieb das Jahr 2022 als das Jahr der K.I., in dem es auch für den kreativen Bereich deutlich wurde, was möglich ist, denn die Teilautomatisierung von Texten, Bilder, Musik, Videos etc. ist auf einmal gut. Nicht brillant. Aber gut genug, so beschreibt er es. Bei vielen Kreativen löse das erstmal Verzweiflung und Schockstarre aus.
Auch wenn die rechtliche Lage noch sehr unklar ist, können K.I.-generierte Bilder aber als Inspiration und auch als Moods für Präsentationsmappen und Pitches gut genutzt werden. In seinem Vortrag demonstriert Julian van Dieken live, wie er mithilfe der K.I. aus spontan aus dem Publikum zugerufenen Begriffen „Kaffeemaschine“, „Huhn“ und „Wüste“ verschiedene Bilder in Animationsstilen
„promptet“. Und wie er die K.I. einzelne Bilder verbessern lässt und am Ende daraus eine Geschichte mit maximal 200 Wörtern generieren lässt. Er zeigt auch, wie eine einfache Strichzeichnung mit dem richtigen Beschreibungstext als Startpunkt für ein eindrucksvolles Mood dienen kann.
Legt los, sagte er an vielen Stellen. Nutzt die vielen verschiedenen Möglichkeiten. Später in der Diskussionsrunde, in der auch Kerstin Viehbach, Commissioning Lead in der Kids Fiction Redaktion bei Super RTL, teilnahm wurde von allen Panelist*innen betont, wie wichtig es sei, als Kreative zu verstehen, was da passiere. Mario Giordano betont, dabei Copyright und Urheberrechte im Blick zu behalten: „Es geht um unsere Rechte und um unsere Kohle“. Julian van Dieken vermutet, dass es irgendwann in Richtung Modell spotify gehen könne, aber erstmal müssen die ersten Präzedenzfälle in den USA entschieden werden. Die ersten Klagen sind anhängig.
Was die Existenz von Künstler*innen angeht: „video didn‘t kill the radio star“, auch wenn der heute eher Podcast macht. Außerdem: Eine K.I. „verhungert“, wenn sie mit nichts Neuem gefüttert wird. Dann gäbe es irgendwann nur noch die Reproduktion der Reproduktion und das wäre viel zu langweilig…
Die Branchenveranstaltung VON INNEN NACH AUSSEN fand im Filmforum im Museum Ludwig in Köln statt und konnte mithilfe der Kooperationspartner Film- und Medienstiftung NRW und ifs Internationale Filmschule Köln sowie der Unterstützung von Lieblingsfilm und dagstar durchgeführt werden.